U-Bahn München Blog

Auf in den Ruhestand!

18. April 2010

Autor: Florian Schütz — Abgelegt unter: Über den Tellerrand — 14:04

420 001 auf seiner letzten Fahrt durch den Stammstreckentunnel im S-Bahnhof Marienplatz 420 001 - Die letzte Fahrt durch die StammstreckeHeute geht mein Blick etwas über den Tellerrand der Münchner U-Bahn hinaus, wenn auch nicht schrecklich weit: zur München S-Bahn.

Wenige Monate jünger hatte die Münchner S-Bahn ein ähnliches Schicksal wie die U-Bahn: längst geplant und durch die Olympischen Sommerspiele 1972 in der Realisierung deutlich beschleunigt. Die S-Bahn startete im Gegensatz zur U-Bahn aber direkt mit einem Bestandsnetz an Altstrecken in ähnlicher Ausdehnung wie heute, daher war von Anfang an ein größerer Fuhrpark notwendig als ihn die U-Bahn zu Betriebsbeginn hatte. Das dürfte auch einer der Hauptgründe sein, weswegen der Fuhrpark der S-Bahn bis Ende 2004 vollständig auf den Nachfolger des Olympiatriebwagens umgestellt wurde.

Um den Nachfolger geht es mir heute allerdings nicht, sondern um den Olympiatriebwagen ET 20 / ET 420, Baureihe 420 und wie er von manchen genannt wird „Der Heilige ET“. Nachdem im Dezember 2004 für ihn bereits die Gnadenfrist begann, hatte der erste Triebwagen dieser Baureihe, der 420 001, seine (vorerst?) letzte Fahrt vor dem Ablauf der Frist seiner letzten Hauptuntersuchung. In den vergangenen Jahren diente er der Interessensgemeinschaft S-Bahn München als Hauptvereinsziel – sie führte regelmäßig Sonderfahrten in und um München und darüberhinaus mit dem Fahrzeug durch. Jetzt ist damit leider Schluss, da die Bahn eine weitere Hauptuntersuchung derzeit nicht finanzieren will und durch Spenden ebenfalls nicht genug Geld zusammengekommen ist.

S-Bahnwagen 420 001 noch im normalen Linienbetrieb im Jahr 2003 Eine reguläre Fahrt als S5 im Jahr 2003Die letzte Fahrt heute war begleitet von ungläubigen Blicken ahnungsloser Passanten, die natürlich in den vergangenen 5 1/2 Jahren kein Fahrzeug dieser Baureihe mehr durch die Stammstrecke haben fahren sehen. „Warum fährt da heute so ne alte S-Bahn?“ wurde sicher nicht nur ich gefragt, zahllose andere Eisenbahnfreunde aus München und darüber hinaus standen heute an der Strecke, um die letzte Fahrt des 420 001 zu begleiten.

Die letzte fahrplanmäßige Fahrt im Linieneinsatz läutete dabei im Dezember 2004 der selbe Abfertiger ein, der bereits 1972 den Startschuss in den S-Bahn-Betrieb gab: der damalige Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel. Nicht nur er ist mittlerweile im wohlverdienten Ruhestand, auch der Olympiatriebwagen ist in München jetzt endgültig außer Dienst.

S-Bahnwagen 420 002 im Verkehrszentrum des Deutschen Museums 420 002 im VerkehrszentrumDiese kleine Abschiedsgeschichte darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den S-Bahn-Netzen von Stuttgart und Frankfurt nach wie vor Triebwagen der Baureihe 420 eingesetzt werden – wenn auch nur solche deutlich jüngerer Baujahre. Wer also Sehnsucht danach hat, wird dort noch einige Zeit das Fahrgefühl des ET 420 erleben dürfen. Was mit dem 420 001 mittelfristig passiert, ist noch nicht so ganz klar: seit 2004 ist er bereits offiziell im Besitz des DB Museums in Nürnberg, allerdings ist die Kapazität in Nürnberg auch begrenzt, dort wird er wohl nicht dauerhaft stehen können. Im Museum steht außerdem schon der Bruder des 001, der 420 002. Umso wichtiger wäre es, den 420 001 dauerhaft betriebsbereit zu erhalten.

420 001 der Münchner S-Bahn trifft A-Wagen der MVG Begegnung mit der U-BahnUm den Bogen noch einmal zurück zur U-Bahn zu spannen: einige wenige Züge der ersten Bauserien sind hier bereits verschrotte oder nach Nürnberg verkauft worden (rechts eine Überführungsfahrt vor einiger Zeit). Das erste Fahrzeug, der Triebwagen mit der Ordnungsnummer „091„, ist seit Dezember 2005 abgestellt im Betriebshof in Fröttmaning. Dort wartet er darauf, dass er eventuell auch als Museumsfahrzeug hergerichtet Fahrten machen darf. Im kommenden Jahr jährt sich die Betriebsaufnahme der U-Bahn zum 40. Mal, eigentlich wäre das ein schöner Termin dafür, den Wagen wieder fahrtüchtig zu machen. Also liebe MVG, es gibt dafür mit Sicherheit einige Interessierte wie die München U-Bahnfreunde, die sich gerne an der Restaurierung des Fahrzeugs beteiligen würden. 40 Jahre ist ja auch ein schönes Jubiläum, da wär’s schon schön, wenn zum Jubiläum der 091 neben einem C-Zug die Feierlichkeiten einläuten könnte.

Weitere Artikel zum Thema

Bericht auf tramgeschichten.de: Vier-20! auf der letzten Fahrt

2 Kommentare zu “Auf in den Ruhestand!”

  1. War in der Tat eine sehr schöne, quietschfreie Fahrt (ich hatte schon ganz vergessen, wie ruhig die Züge fuhren). Die Stammstrecke war natürlich das Highlight! Ich hoffe jedenfalls, dass es nicht die letzte Fahrt von 420 001 war…

  2. Alex sagt:

    Des wäre echt super wenn der 091 wieder fahrtüchtig wäre !!

Einen Kommentar schreiben


 

%d Bloggern gefällt das: